In der Baubranche gewinnt eine neue Anwendung des Feuerverzinkens an Bedeutung. Bisher nutzte man das Verfahren vor allem zum Korrosionsschutz. Nun zeigt sich, dass es auch speziell Stahlkonstruktionen vor Feuer schützen kann.
Die Entwicklung eröffnet neue Wege für den modernen Stahlbau. Sie könnte den Brandschutz in Stahlkonstruktionen in den nächsten Jahren weiter verändern.
Der Brandschutz ist ein zentrales Thema im Bauwesen, er sichert Menschenleben und schützt Sachwerte im Ernstfall. Besonders im Stahlbau stellt er Ingenieure und Architekten zugleich vor große Herausforderungen. Die Methode des Feuerverzinkens liefert hier wichtige Impulse.
Grundlagen des Feuerverzinkens
Beim Feuerverzinken taucht man Stahlbauteile in geschmolzenes Zink. Durch Diffusion entsteht eine fest haftende Legierungsschicht auf der Oberfläche. Sie schützt das Metall dauerhaft vor Korrosion – und die Industrie nutzt diese Methode seit Jahrzehnten. Man findet sie im Bauwesen, in der Autoindustrie und vielen anderen Bereichen.
„Durch das Feuerverzinken verbessern wir nicht nur die Korrosionsbeständigkeit des Stahls, sondern erhöhen auch die Feuerwiderstandsdauer. Die robuste Schutzschicht reduziert außerdem die Instandhaltungskosten“, erklärt Guido Holtkamp, Geschäftsführer der Holtkamp Stahlkonstruktionen. Das Unternehmen aus Nottuln bei Münster gilt als Stahlbau-Spezialist und setzt schon jetzt verstärkt auf Brandschutz durch Feuerverzinken.
Erkenntnisse der TU München
Forscher der TU München haben bestätigt, dass feuerverzinkter Stahl Feuer besser standhält. Ungeschützte verzinkte Stahlkonstruktionen können 30 Minuten (R30) Feuer widerstehen, was im Notfall sehr bedeutsam sein kann.
Bisher erreichte man diesen Wert oft nur mit zusätzlichen Maßnahmen. Man brauchte aufquellende Anstriche oder Verkleidungen. Diese Entdeckung bietet durchaus Chancen für die Prozesse in der Bauindustrie. Richtig angewandt, macht sie den Brandschutz einfacher und Bauprojekte effizienter.
Feuerverzinken von Stahlkonstruktionen – Vorteile für die Baupraxis
Die Methode des Feuerverzinkens bietet mehrere wichtige Vorteile:
- Doppelter Schutz: Ein Arbeitsgang schützt vor Korrosion und Feuer. Das vereinfacht und beschleunigt den Bau.
- Mögliche Kostenersparnis: Man spart zusätzliche Brandschutzmaßnahme, was Material- und Arbeitskosten senken kann.
- Hohe Widerstandskraft: Die verzinkte Oberfläche hält viel aus, das hilft bei der Montage und im Betrieb.
- Einheitliches Aussehen: Der Stahl behält sein typisches Aussehen. Architekten schätzen das, denn man braucht oft keine weitere Oberflächenbehandlung.
- Lange Haltbarkeit: Die Schutzschicht hält Korrosion und Feuer stand, die Konstruktion hält also länger und braucht weniger Pflege.
Wissenschaftliche Grundlagen des Brandschutzes
Der bessere Feuerschutz beruht auf der geringeren Emissivität des verzinkten Stahls. Emissivität zeigt, wie stark ein Material Wärme mit der Umgebung austauscht. Verzinkter Stahl nimmt weniger Wärme auf als blanker Stahl, dadurch erwärmt er sich im Feuer langsamer.
Besonders gut wirkt dies bei kompakten Stahlteilen oder solchen, die nur von drei Seiten Feuer ausgesetzt sind. Das betrifft oft Stützen und Träger in Gebäuden. Die langsamere Erwärmung gibt mehr Zeit zur Rettung und Brandbekämpfung, was wiederum die Sicherheit für alle im Gebäude erhöht.
Anwendungsbeispiel: Cruise Center Baakenhöft
Ein wichtiges Pionierprojekt steht in Hamburg: das Cruise Center Baakenhöft. Hier nutzte man erstmals Feuerverzinken für R30-Brandschutz in einer Halle. Die Stahlkonstruktion fasst bis zu 700 Personen, zugleich ist sie besser gegen die salzigen Luft am Hafen gewappnet.
Das Gebäude des Cruise Center Baakenhöft wurde im Mai 2020 fertiggestellt. Es zeigt, wie gut die neue Brandschutzmethode in der Praxis funktioniert. Man baute die Stahlkonstruktion nach DIN EN 1090-2, wobei etwa 90 Tonnen Stahl nach DIN EN ISO 1461 und DASt-Richtlinie 022 verzinkt wurden.
Das Gebäude steht direkt an der Elbe und stellt hohe Ansprüche an den Rostschutz. Nicht nur lässt das Feuerverzinken dieses Problem optimal. Darüber hinaus erfüllt der Bau alle Brandschutzregeln ohne Zusatzmaßnahmen – das macht das Projekt effizient und wirtschaftlich.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Feuerverzinken als Brandschutz eröffnet neue Möglichkeiten im Stahlbau. Es verbindet Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Ästhetik auf neue Art. Es ist davon auszugehen, dass man die Methode künftig bei vielen neuen Bauprojekten einsetzen wird.
Gleichzeitig es gibt noch einige Hindernisse: Man muss Bauvorschriften und Normen an die neue Technik anpassen, was mitunter lange dauern kann. Zudem müssen Architekten, Ingenieure und Baufirmen lernen, die Methode richtig zu nutzen.
Brandschutz durch Feuerverzinken im Fazit
Trotz gewisser Hürden bietet der neue Brandschutz große Chancen für den Stahlbau. Er kann Bauprozesse stark vereinfachen, Kosten senken und die Sicherheit erhöhen. Architekten und Bauherren bekommen eine neue Option: für sichere, langlebige und schöne Gebäude.
In den nächsten Jahren wird man die Entwicklung dieser Technik gespannt verfolgen. Es wird sich zeigen, wie oft man sie in der Praxis einsetzt. Feuerverzinken als Brandschutz könnte die Art, wie wir Gebäude planen und bauen, nachhaltig verändern.