Eine Photovoltaikanlage nützt der Umwelt und bringt Erträge. Eine gute Sache – insbesondere da einige Firmen damit werben, die PV-Anlagen säubern sich selbst. Dies stimmt nicht ganz. Solaranlagen benötigen einen Neigungswinkel von mindestens 15 Grad, damit der Regen Schmutz von ihnen fortspült. Abhängig davon, wo man wohnt, sind die Ablagerungen hartnäckig. Dies macht es notwendig, selbst Hand anzulegen oder eine Reinigungsfirma zur Solarpanel-Reinigung zu beauftragen. Mehr dazu in diesem Ratgeber.
Wann müssen Solarpanels gereinigt werden?
Wann es an der Zeit ist, ein Solarpanel zu reinigen, hängt vom Verschmutzungsgrad ab. In welchem Maß sich Ablagerungen darauf ansammeln, beeinflussen der Standort der Photovoltaikanlage und dessen Neigungswinkel.
Der Neigungswinkel
Der Neigungswinkel, der zu einer bestmöglichen Leistung der Photovoltaikanlage führt, beträgt in Deutschland abhängig vom Standort des Gebäudes 20 bis 45 Grad. Hier gilt: Der optimale Winkel steigt mit dem Breitengrad des Standorts. Falsch gewählte Neigungen reduzieren die Leistung um bis zu 10 Prozent. Neben dem Aufstellwinkel beeinflussen folgende Faktoren, wie viel Sonne das Solarpanel einfängt:
- die Dachausrichtung,
- der Schattenwurf von Objekten nahe der Photovoltaikanlage
- die korrekte Installation
- die Jahreszeit
- Wartung der Anlagenteile
- der Verschmutzungsgrad der Solarpanels
Ein mit einem geringen Neigungswinkel installiertes Solarpanel ist weniger in der Lage, sich selbst zu reinigen als ein solches mit höherem Neigungswinkel. Schmutz und Schnee bleiben auf dem Solarpanel liegen.
Welchen Einfluss hat der Standort der Photovoltaikanlage auf den Verschmutzungsgrad
Welche Art Schmutz sich auf dem Solarpanel ansammelt und ob sich dieser durch Regen fortspülen lässt, hängt davon ab, ob die Photovoltaikanlage in der Stadt steht oder in einem ländlichen Gebiet.
Photovoltaikanlagen in der Stadt:
In der Stadt ist die Feinstaubbelastung durch das Verkehrsaufkommen höher als in einem ländlichen Gebiet. Die Schwebeteilchen lagern sich auf den Solarpanels ab. Der Regen spült sie aber größtenteils fort. Ebenso verunreinigen Schmutzpartikel, die durch Baustellen entstehen, die Anlagen.
Photovoltaikanlagen auf dem Land und auf Bahntrassen:
Steht das Solarpanel in einem ländlichen Gebiet, sind es Roststaub und Fette, die sich hartnäckig darauf niederlassen und Schaden anrichten. Denn: Sie fressen sich in die Moduloberflächen ein. Die Stäube und Fette entstehen durch Bremsvorgänge von Zügen und in der Landwirtschaft.
Die PV-Anlagen verschmutzen ferner durch:
- Nadeln
- Sand
- Vogelfedern
- Vogelkot
- Kot von Nagetieren
- Tierhaare
- Insekten
- Pollen (besonders klebrig)
- Flechten (erhöhen das Risiko von Delamination und Schäden am Rahmen)
- Pilze
- Moose
In welchem Zeitabstand empfiehlt es sich, ein Solarpanel zu reinigen?
Wer öfter schaut, sieht mehr. Deshalb empfiehlt sich eine jährliche Sichtprüfung. Ob eine Reinigung notwendig ist, entscheiden der Grad der Verschmutzung und die Art des Schmutzes. Sind es gefährliche Stoffe wie Kot, Rost und Fette, oder sind es Flechten, Pilze oder Moose, die auf dem Solarpanel haften oder wachsen? Beide Szenarien erfordern eine baldige Reinigung, damit es weder zur Materialermüdung kommt noch zur:
- marodierten Glasbeschichtung
- Glaskorrosion
- partiellen Abschattung
Eine partielle Abschattung bewirkt eine Überhitzung und damit die rötlich gefärbten Hotspots. Diese Bereiche bedürfen eines Austauschs.
Standort der Photovoltaikanlage | Reinigungsturnus |
unabhängig von Standort | schnellstmöglich bei sichtbarer Verschmutzung nach starkem Regen und bei Flechten, Moosen und Pilzen in den Rahmenschlitzen |
Wohnhäuser, Lagerhallen | 5 bis 8 Jahre |
Tierhaltung | Reinigungsturnus von 1 bis 5 Jahre abhängig von der Tierart; Emissionsbelastung bei Kuh-, Geflügel- und Schweinehaltung groß, bei Pferden geringer |
nahe von landwirtschaftlichen Flächen und Baumbestand | 2 bis 6 Jahre |
in der Nähe von Trocknungsanlagen und anderen zeitweisen Emissionsquellen | 1 bis 2 Jahre |
nahe dem produzierenden Gewerbe | 2 bis 4 Jahre |
bei geringer Neigung der Photovoltaikanlage | 1 bis 3 Jahre |
Erzeugen verschmutzte Solarpanels weniger Strom?
Fachleute empfehlen trotz der oft betonten Selbstreinigung der Solarpanels, diese regelmäßig zu säubern. Der Grund: Ein (stark) verschmutztes Solarpanel erzeugt weniger Strom, was wiederum einen Ertragsverlust bedeutet, da die Energieversorger für die Einspeisung überschüssiger Solarenergie zahlen. Möglicherweise reicht die gewonnene Energie bei einem schmutzigen Solarpanel sogar nicht einmal für die Selbstversorgung aus, sodass auch da höhere Kosten auf den Eigentümer der Solaranlage zukommen. Der ADAC berichtet von 10 bis 20 Prozent Ertragseinbußen bei verschmutzten Solarmodulen mit dem folgenden Berechnungsbeispiel bei Annahme einer neuen 15-kWp-Anlage:
Einspeisevergütung in € | 0,078 €/kWh |
angenommene Stromproduktion | 15.000 kWh/Jahr |
Eigenverbrauch | 3.750 kWh/Jahr |
angenommene Leistungseinbuße | 20 % |
mögliche Einspeisevergütung in € | 877,50 (11250 kWh x 0,078 €) |
mögliche Einbuße 20 % vom Maximalertrag | 175,50 € |
Photovoltaikanlage reinigen – Was beachten?
Beabsichtigt man ein Solarpanel zu reinigen, benötigst du einiges an Wissen, um diese bei deiner Putzaktion nicht zu beschädigen. Die Fachzeitschrift photovoltaik weist darauf hin, dass derjenige die Gewährleistung verliert, der seine Photovoltaikanlage mit einem Reinigungsverfahren reinigt, das der Modulhersteller nicht freigegeben hat.
Der Hintergrund: Eine mögliche Antireflexbeschichtung der Deckgläser könnte durch unsachgemäße Behandlung Schaden nehmen. Zudem sollte man die passende Technik kennen, die vom Verschmutzungsgrad des Solarpanels abhängt und sich die dazu nötige Ausrüstung anschaffen. Es empfiehlt sich, die Zulässigkeit der gewählten Reinigungstechnik vom Hersteller bestätigen zu lassen. Ebenso erfordert der Einsatz eines Reinigungsmittels beim Säubern des Solarpanels die Erlaubnis des Herstellers. Diese erleichtern das Entfernen von mineralischen Rückständen sowie ölhaltigen und hartnäckigen Ablagerungen vom Solarpanel. Verwendet man eine Teleskoplanze mit Bürsten, wenn man sich daran gibt, ein Solarpanel zu reinigen, sollte man auf das Gewicht achten.
Empfehlenswert ist Karbon als Material oder ein Karbonverbundstoff. Walzenbürsten treibt der Wasserdruck an, was den Vorteil mitbringt, dass man weniger Haltekraft aufbringen muss. Freigegeben von verschiedenen Modulherstellern ist das System I-Solar-Advanced von Kärcher. Dessen Bürsten rotieren gegenläufig, wodurch man weniger Kraft zum Reinigen einer PV-Anlage benötigt. Das Gerät verwendet man mit kaltem Wasser im Niederdruckbereich, um Beschädigungen an den Solarpanels oder Solarmodulen zu vermeiden. Diese halten einem starken Wasserdruck nicht stand. Von destilliertem Wasser ist abzuraten.
Für die Reinigung eines Solarpanels eignet sich Regenwasser oder der Einsatz eines Enthärtungssystems. Anderenfalls bilden sich Flecken, die eine erneute Verschmutzung und Flechtenanhaftungen begünstigen. Tipp: Mann sollte ein Solarpanel oder Solarmodul nur selbst reinigen, wenn man sich und seinen heimischen Arbeitsplatz mit einer persönlichen Schutzausrüstung (PSA) und durch Netze und Gerüste selbst sichern kann.
Entscheidet man sich, beim Reinigen eines Solarpanels selbst Hand anzulegen, sollte man zusätzlich auf Folgendes achten:
- Vor der Reinigung alle Komponenten vom Strom nehmen.
- Das Solarpanel sollte abgekühlt sein; wie bei Fenstern nicht bei praller Sonne, sondern eher in den Morgenstunden putzen.
- Hochdruckreinigung vermeiden, erlaubt ist Niederdruck
- Starke Reinigungsmittel beim Säubern der PV-Anlage vermeiden.
- Nicht die Solarpanels oder Solarmodule betreten, da feine, nicht sichtbare Haarrisse entstehen und die Photovoltaikanlage beschädigen.
Das BSH – Zentrum für erneuerbare Energien empfiehlt, die Reinigung der Photovoltaikanlage einem Fachmann zu überlassen, da die Gefahren, die eine selbstständige Reinigung mit sich bringt, nicht zu unterschätzen seien.
Fazit: Die Reinigung von Photovoltaikanlagen ist beim Fachmann in sicheren Händen
Die selbstständige Reinigung der PV-Anlagen ist grundsätzlich unter Beachtung der Hinweise des Modulherstellers und entsprechender Sicherung möglich. Einen Fachmann damit zu beauftragen ist die beste Entscheidung, denn die selbstständige Putzaktion birgt hohe Risiken für die „Gesundheit“ der Anlage und die der reinigenden Person.
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